Im Elfenbeinturm

Die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München äußert sich bei ZEIT ONLINE zur Situation der Studenten zwischen Hörsaal, Strukturreform und AFG Einsatz. Dabei zeigt sich, dass in Deutschland bis in die Kreise der universitären Intelligenzeliten noch immer kein Verständnis für die reale Situation in einem Kampfgebiet besteht. Hier gehts zum InterviewZentral für das hier kommunizierte Bild des Offiziers erscheint folgende Aussage von Frau Prof. Dr. Merith Niehuss:

Ein Offizier der Bundeswehr ist bei uns eben nicht jemand, der an der Front kämpft und ein bisschen grob gestrickt ist.

Warum sollte Frau Niehuss sich ein Urteil darüber erlauben dürfen, was Offiziere im Einsatz faktisch tun? Und warum zeichnet sie ein negatives Bild einer zentralen soldatischen Tugend? Was Frau Niehuss als „grob gestrickt“ sein diffamiert, ist in der Realität nichts anderes als die mentale Befähigung zum Kampf, die Befähigung zum elementaren Auftrag jedes Soldaten. Den beiden Leutnanten kann an dieser Stelle wohl kaum ein Vorwurf gemacht werden, da diese im Interview ihren Pflichten gem. Soldatengesetz nachkommen. Dagegen erscheinen die übrigen Kommentare wie aus dem Elfenbeinturm des politisch Korrekten und als Relikt der alten Bundeswehr. Die Bundeswehr braucht ein neues Ethos des Kämpfens, denn der Kampf selbst ist längst zur Realität geworden und es wäre gerade die Aufgabe einer Präsidentin einer Universität der Bundeswehr, dieses Ethos zu kommunizieren. Die sicherheitspolitische Kultur der Bundesrepublik steckt in einer Krise deren Ausmaß der Differenz der Lebenswelten von AFG und Deutschland entspricht. Kämpfen hier – urteilen über den Kampf dort. Es steht zu befürchten, dass die Differenz des Erfahrungshorizontes dieser Welten für die deutsche Öffentlichkeit unüberwindbar bleibt.

    • S.W.
    • 5. Oktober 2010

    Sehr interessant, was für ein Bild des Soldaten der Offiziernachwuchs an der UniBw offensichtlich vermittelt bekommt. Das Idealbild ist demnach der einsatzferne, gerne auch lasche aber unglaublich sensible Offizier, dessen wesentlicher Charakterzug es ist, nicht „rechts“ zu sein.
    Mit tut es leid für diese jungen Offiziere, die vermutlich erst an der fernen bösem „Front“ den Ernst des Lebens kennenlernen werden. An den Kindergärten für Fortgeschrittene in München und Hamburg will man ihnen die Wahrheit leider nicht zumuten.

  1. Der Artikel bespiegelt nicht das AN die Offiziere, sondern das nach außen vermittelte Bild VON Offizieren. Es geht (wie immer in der Politik) um die Differenz von Wirklichkeit und Wahrnehmung.
    Die oben dargelegten Meinungen sind nicht geeignet, als Grundlage zur Bewertung des Selbstverständnisses von Offizieren herangezogen zu werden. In Wirklichkeit steht dieses Selbstverständnis, natürlich besonders in der Kampftruppe, dem Dargelegten diametral entgegen. Das liegt auch daran, dass die militärische Primärsozialisation der Offiziere gar nicht, wie von Ihnen nahegelegt, an den Universitäten, sondern an den Truppenschulen/ in der Truppe statt findet.
    Wenn der Artikel über etwas aussagen kann, dann darüber, welches Bild von den Streitkräften doch bitte in der Öffentlichkeit herrschen sollte, und nicht, wie von Ihnen vorgeschlagen, über die (mentale) Verfassung dieser Streitkräfte.

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