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Im Elfenbeinturm

Die Präsidentin der Universität der Bundeswehr München äußert sich bei ZEIT ONLINE zur Situation der Studenten zwischen Hörsaal, Strukturreform und AFG Einsatz. Dabei zeigt sich, dass in Deutschland bis in die Kreise der universitären Intelligenzeliten noch immer kein Verständnis für die reale Situation in einem Kampfgebiet besteht. Hier gehts zum InterviewZentral für das hier kommunizierte Bild des Offiziers erscheint folgende Aussage von Frau Prof. Dr. Merith Niehuss:

Ein Offizier der Bundeswehr ist bei uns eben nicht jemand, der an der Front kämpft und ein bisschen grob gestrickt ist.

Warum sollte Frau Niehuss sich ein Urteil darüber erlauben dürfen, was Offiziere im Einsatz faktisch tun? Und warum zeichnet sie ein negatives Bild einer zentralen soldatischen Tugend? Was Frau Niehuss als „grob gestrickt“ sein diffamiert, ist in der Realität nichts anderes als die mentale Befähigung zum Kampf, die Befähigung zum elementaren Auftrag jedes Soldaten. Den beiden Leutnanten kann an dieser Stelle wohl kaum ein Vorwurf gemacht werden, da diese im Interview ihren Pflichten gem. Soldatengesetz nachkommen. Dagegen erscheinen die übrigen Kommentare wie aus dem Elfenbeinturm des politisch Korrekten und als Relikt der alten Bundeswehr. Die Bundeswehr braucht ein neues Ethos des Kämpfens, denn der Kampf selbst ist längst zur Realität geworden und es wäre gerade die Aufgabe einer Präsidentin einer Universität der Bundeswehr, dieses Ethos zu kommunizieren. Die sicherheitspolitische Kultur der Bundesrepublik steckt in einer Krise deren Ausmaß der Differenz der Lebenswelten von AFG und Deutschland entspricht. Kämpfen hier – urteilen über den Kampf dort. Es steht zu befürchten, dass die Differenz des Erfahrungshorizontes dieser Welten für die deutsche Öffentlichkeit unüberwindbar bleibt.